Komödie
Regie: Bernard Campan
mit: Bernard Campan (Louis Caretti) · Alexandre Jollien (Igor Parat) · Tiphaine Daviot (Cathy) · Julie-Anne Roth (Nicole) · La Castou (Igors Mutter)
Schweiz/Frankreich 2021 | 92 Minuten | ab 6
Der Leiter eines Schweizer Bestattungsunternehmens fährt bei einer Fahrt nach Montpellier auf einer Landstraße einen Fahrradlieferanten an und wird ihn von da an nicht mehr los. Der Mann leidet an zerebraler Kinderlähmung, entpuppt sich trotz seiner unkoordinierten Bewegungen aber als Hobby-Philosoph, der ständig ein passendes Zitat auf den Lippen hat. Tragikomödie über eine ungewöhnliche Männerfreundschaft, bei der sich die Figuren durch ihre unterschiedliche Beschäftigung mit dem Tod näherkommen. Der charmante und anspruchsvolle Film kreist auch um die Frage, was Glück und ein erfülltes Leben ausmachen, und überzeugt auch in den Nebenepisoden. - Sehenswert
Drama
Regie: Luca Guadagnino
mit: Taylor Russell (Maren Yearly) · Timothée Chalamet (Lee) · Michael Stuhlbarg (Jake) · Mark Rylance (Sully) · Chloë Sevigny (Janelle Yearly)
Italien/USA 2022 | 131 Minuten | ab 16
Eine junge Frau mit einem starken kannibalistischen Drang driftet auf der Suche nach ihrer Mutter durch die USA. Dabei trifft sie auf andere ihrer Art, auch einen jungen Mann. Die beiden werden ein Liebespaar und werden auf ihrem gemeinsamen Trip mit alternativen Lebensmodellen zu ihrer geteilten Veranlagung, den Konsequenzen ihres Handelns und ihrer Vergangenheit konfrontiert. Daraus entsteht eine kuriose Mischung aus Coming-of-Age-Geschichte, Road Movie und Kannibalen-Horror. Die Figuren geraten weniger ambivalent als blass, und da der elegant dahingleitende Film mehr an konsumierbarer Melancholie als an drastischer Erfahrung interessiert ist, bleibt auch die emotionale Wucht verhalten.
Drama
Regie: Lukas Dhont
mit: Eden Dambrine (Léo) · Gustav de Waele (Rémi) · Émilie Dequenne (Sophie) · Léa Drucker (Nathalie) · Kevin Janssens (Peter)
Belgien/Niederlande/Frankreich 2022 | 104 Minuten | ab 12
Zwei 13-jährige Jungen verbindet eine tiefe Freundschaft, die einen schweren Schlag erfährt, als sie auf die Oberschule kommen und mit ungekannten Fragen und Gerüchten über ihre Unzertrennlichkeit konfrontiert werden. Dies führt bei dem einen zur Flucht in die Lüge und (Selbst-)Verleugnung, bei dem anderen zum Rückzug in sich selbst und einem aggressiven Verhalten gegenüber seinem Freund. Erschütterndes Drama über das Zerbrechen einer engen Kinderfreundschaft in der Konfrontation mit der Gesellschaft an der Schwelle zur Pubertät. Vor allem im ersten Teil detailgenau und sehr eng an den sensibel gespielten Hauptfiguren, bietet der zweite Teil eher Schlaglichter einer Schockstarre angesichts eines Leids, das weder mit Worten noch mit Taten wiederaufgehoben werden kann. - Sehenswert
Drama
Regie: Martin McDonagh
mit: Colin Farrell (Pádraic Súilleabháin) · Brendan Gleeson (Colm Doherty) · Kerry Condon (Siobhan Súilleabháin) · Barry Keoghan (Dominic Kearney) · Pat Shortt (Jonjo Devine)
Irland/Großbritannien/USA 2022 | 115 Minuten | ab 16
Auf einer abgelegenen irischen Insel kündigt ein Mann in den frühen 1920er-Jahren seinem langjährigen Weggefährten aus heiterem Himmel die Freundschaft. Weil der sich aber nicht so leicht abspeisen lassen will, fährt der andere schwere Geschütze auf. Zwischen schwarzer Komödie und finsterer Charakterstudie wechselnder Film, der gleichzeitig mit mythischen und allegorischen Elementen spielt. Die etwas konstruiert wirkende Prämisse nutzt er, um sich dem einsamen, monotonen Alltag in der Abgeschiedenheit sowie Fragen um die Endlichkeit des Lebens zu widmen. Manchmal zu sehr um den Effekt bemüht, aber einprägsam in der Darstellung seiner gebrochenen Männerfiguren.
Biopic
Regie: Fatih Akin
mit: Emilio Sakraya (Xatar) · Mona Pirzad (Rasal Hajabi) · Majid Bakhtiari (Mullah) · Sogol Faghani (Sogol Faghani) · Julia Goldberg (Leila)
Deutschland/Italien/Niederlande/Frankreich 2022 | 138 Minuten | ab 16
Filmische Biographie des kurdisch-stämmigen Rappers Giwar Hajabi alias Xatar. Nach der Flucht der Eltern aus Teheran nach Deutschland steigt er zum gefürchteten Großdealer auf, der nebenbei noch Musik machen will. Doch ein schlecht geplanter Überfall auf einen Goldtransport befördert ihn ins Gefängnis. Was als aufschlussreiche Geschichte über Flucht und Vertreibung beginnt, mündet in die Glorifizierung eines ambivalenten Helden, der viel zu brutal und skrupellos agiert, um als Identifikationsfigur zu dienen. Dabei interessiert sich der Film auffallend wenig für die Musik und die Texte und kann nie deutlich machen, was Hajabi mit seiner Kunst aussagen will.
Drama
Regie: Hüseyin Tabak
mit: Laurì (Oskar / Lili) · Florian David Fitz (Ben) · Marie Burchard (Mira) · Burghart Klaußner (Herr Kornmann) · Juan Lo Sasso (Diego Ortiz Costa)
Deutschland 2022 | 122 Minuten | ab 6
Ein Polizist, der nach der Trennung von seiner Frau in Selbstmitleid und Alkohol versinkt, wird damit konfrontiert, dass sein Kind, das er als Sohn kennt, sich als Mädchen fühlt und fortan als solches behandelt werden will. Das feinfühlige Familiendrama fokussiert dabei mehr auf den inneren Konflikt des Vaters und auf die Reaktionen der Umwelt als darauf, was in dem Transkind vor sich geht. Das funktioniert dank der überzeugenden Schauspieler über weite Strecken sehr gut, doch immer dann, wenn es um Grundsatzfragen und Gender Trouble geht, werden die Dialoge recht thesenhaft und weniger überzeugend.
Drama | Satire
Regie: Ruben Östlund
mit: Woody Harrelson (Kapitän Thomas Smith) · Harris Dickinson (Carl) · Charlbi Dean (Yaya) · Oliver Ford Davies (Winston) · Zlatko Buric (Dimitry)
Schweden/Großbritannien/USA/Frankreich/Griechenland 2022 | 147 Minuten | ab 12
Ein junges Model-Paar in der Krise begibt sich auf eine Kreuzfahrt mit dekadenten Superreichen und strandet nach einem Angriff durch Piraten auf einer einsamen Insel, wo sich die bisherige Gesellschaftshierarchie plötzlich umdreht. Eine Satire über soziale Ungleichheit und festgefahrene Rollenbilder, die eher nummernartig als mit einer herkömmlichen Handlung versucht, die Verlogenheit des Kapitalismus vorzuführen. Manchmal besserwisserisch und zerfahren erzählt, aber durch die souveränen Schauspieler und den gnadenlosen Blick auf menschliche Unzulänglichkeiten teilweise auch als polemisch sozialkritische Komödie gelungen.
Familienfilm
Regie: Sönke Wortmann
mit: Iris Berben (Dorothea) · Christoph Maria Herbst (Stephan) · Caroline Peters (Elisabeth) · Florian David Fitz (Thomas) · Justus von Dohnányi (René)
Deutschland 2022 | 87 Minuten | ab 0
Eine Mutter trifft sich mit ihren beiden längst erwachsenen Kindern und deren Familien auf der Insel Lanzarote, um kundzutun, dass sie inzwischen ihren Adoptivsohn geheiratet hat und dessen Nachnamen annehmen will. In der Fortsetzung der Komödie „Der Vorname“ bleibt es allerdings nicht beim Streit um Namen. Bald geht es nicht nur um Erziehungsmethoden, Sexualpraktiken, Geschlechterrollen, sondern auch um Lügen, Halbwahrheiten und familiäre Geheimnisse, wobei das Stakkato der Keifereien schnell alle Differenzen erschlägt. Der verbale Overkill erschwert wirkliche Reibungen, weshalb die Konflikte zwar wortreich ausgebreitet, aber nicht aufgelöst werden.
Drama
Regie: Aelrun Goette
mit: Marlene Burow (Suzie) · Sabin Tambrea (Rudi) · David Schütter (Coyote) · Claudia Michelsen (Dr. Elsa Wilbrodt) · Jördis Triebel (Gisela)
Deutschland 2022 | 101 Minuten | ab 12
Nach einem Schulverweis soll sich eine Jugendliche in der DDR der 1980er-Jahre in einem Kabelwerk als würdiges Mitglied der sozialistischen Gesellschaft erweisen. Als sie durch Zufall als Mannequin entdeckt wird, eröffnet sich ihr eine neue Welt durch den Kontakt mit dem schillernden Mode-Underground in Ostberlin. Ihr Freiheitsbegriff wird aber auch dort herausgefordert. Persönlich gefärbtes Drama aus eigenen Erinnerungen der Regisseurin, verbunden mit einem würdigenden Blick auf die Modeszene der DDR. Dieser geht durch einen überladenen Plot aber oft unter, sodass sich vor allem die lustvolle Revision des Klischees vom „grauen“ Osten einprägt.
Drama
Regie: Slony Sow
mit: Gérard Depardieu (Gabriel Carvin) · Kyôzô Nagatsuka (Tetsuichi Morita) · Pierre Richard (Rufus) · Rod Paradot (Nino Carvin) · Sandrine Bonnaire (Louise Carvin)
Frankreich/Japan 2022 | 107 Minuten | ab 6
Ein angesehener französischer Sternekoch hat sich durch die Hingabe an seinen Beruf vom eigentlichen Leben entfernt. Nach einem Herzinfarkt büxt er nach Japan aus, um das Geheimnis von Umami, der fünften Geschmacksrichtung des Gaumens, zu ergründen. Seine Reise erweist sich dabei als eine Art Heilkur – Ehe- und Familientherapie inbegriffen.